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Einladung zur Demokratiekonferenz im Walzwerk Pulheim
Erinnerungskultur & Antisemitismus heute
22. Juni 2022 I 15 - 19 Uhr I Walzwerk Pulheim
In der Demokratiekonferenz werden Erkenntnisse zu Erinnerungskultur und Antisemitismus heute transparent gemacht und in aktuelle Bezüge gebracht.
Wir wollen damit klare Zeichen setzen und Impulse für die weitere Demokratieförderung im Rhein-Erft-Kreis gewinnen.
Keynote:
Ben Salomo, Musiker: Spricht mit Schüler:innen über Antisemitismus
Ben Salomo gehört zu den außergewöhnlichsten Vertretern des Deutsch-Rap. Nach dem antisemitischen Anschlag
von Halle im Oktober 2019, wurden Jüd:innen in Deutschland immer gefragt, wie es ihnen jetzt geht. Rapper
und Singer/Songwriter Ben Salomo gibt mit seiner Musik eine von vielen Antworten aus der jüdischen Community.
Als Jude in Deutschland war er seit seiner Schulzeit mit Antisemitismus und Diskriminierung konfrontiert.
Im April 2018 gab er seinen Protest-Rückzug aus der Hip-Hop-Szene bekannt und beendete sein Erfolgsformat
– wegen dem virulenten Antisemitismus innerhalb der deutschen Rap-Szene. Seitdem engagiert sich Ben Salomo
als Aktivist in der Antisemitismus-Prävention. Er absolvierte inzwischen über 600 Vorträge zum Themenkomplex
"Antisemitismus in der Rap-Szene und Jugendkultur" an verschiedenen Bildungseinrichtungen in ganz Deutschland.
Workshops:
1 Die Geschichten von Zeitzeug:innen nicht verstummen lassen
Zweitzeugen e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der (jungen) Menschen anhand einfühlsam weitererzählter Holocaust-
Überlebensgeschichten die zentrale Bedeutung von Akzeptanz deutlich macht. Durch das Weitergeben der Geschichten
werden die Menschen ermutigt, selbst zu zweiten Zeug:innen, zu Zweitzeug:innen zu werden, sich gegen Rassismus
wie Antisemitismus stark zu machen und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Im Workshop wird die Arbeit
des Vereins und dessen Projekte vorgestellt. Im Anschluss werden wir frei nach dem Motto, »Jeder, der heute einem
Zeugen zuhört, wird selbst ein Zeuge werden«, eine (Über)Lebensgeschichte des Holocaust hören.
Referentin: Theresa Michels; Zweitzeugen e.V.
2 Umkämpfte Erinnerung: deutscher Kolonialismus, Shoah und Porajmos
Während die Erinnerung an die Shoah in Deutschland zuweilen als „Gedächtnistheater“ (Max Czollek/ Michal Bodemann)
kritisiert wird, mussten die Nachkommen der im Porajmos ermordeten Sinti*zze und Rom*nja lange Jahre darum kämpfen,
überhaupt einen Platz im kollektiven Gedächtnis des „Erinnerungsweltmeisters“ zu bekommen. Der Umstand wiederum,
dass es mit dem Massenmord der deutschen Kolonialist*innen an den Herero* und Nama* bereits vor dem National-
sozialismus einen von Deutschland verübten Genozid gegeben hat, ist erst in den letzten Jahren dank des unermüdlichen
Engagement von Aktivist*innen überhaupt ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt. Im Workshop werden pädagogische
Methoden für Schule und außerschulische Bildungsarbeit vorgestellt, die eine kritische Auseinandersetzung mit den
unterschiedlichen Erinnerungskulturen anregen. Zudem diskutieren wir Einsatzmöglichkeiten der Methoden in der
pädagogischen Arbeit und geben dazu Empfehlungen aus der Praxiserfahrung.
Referent: Horst Peter Gerlich; Bildungsbausteine e.V.
3 Jugendkultur – Codes, Chiffren und ihr Einfluss auf Weltbilder
Im Jahr 2018 wurde bei der Verleihung des Echo deutlich, dass im Rap antisemitische Slogans und Vergleiche an der
Tagesordnung zu sein scheinen. Im Jahr 2019 bat die Antisemitismusbeauftragte NRW die Universität Bielefeld zu
untersuchen, wie stark antisemitische Motive im Gangsta-Rap entsprechende Weltbilder bei den Hörer:innen befördern.
Im Jahr 2021 lagen dann die Ergebnisse vor: Im Rap tauchen häufig Anspielungen auf antisemitische Verschwörungs-
erzählungen auf. Auch wenn die Jugendlichen sie nicht komplett dechiffrieren / verstehen können, sie klingen für viele
Jugendliche plausibel. So wird ein Weltdeutungsmuster verstärkt, das die soziale Umwelt entlang dichotomer Kategorien
(z. B. gut/böse, stark/schwach, Freund/Feind) einteilt - und derartige Muster können als Scharnier zur Entwicklung von
Ressentiments wirken. Im Workshop werden wir uns mit dem Einfluss verschiedener populärer Strömungen, z.B. durch
Musik oder durch social media auf Jugendliche befassen. Und wir gehen der Frage nach, wie präventives oder
intervenierendes Vorgehen wirksam werden kann.
Referent: Baris Ertugrul; Universität Bielefeld
Die Teilnahme ist kostenfrei!
Anmeldung unter ada@ash-sprungbrett.de